3G am Arbeitsplatz: 13 wertvolle Tipps für Führungskräfte
3G am Arbeitsplatz – Wie Sie Konflikten am Arbeitsplatz vorbeugen können
3G am Arbeitsplatz kostet Zeit, Geld und Nerven
Am Arbeitsplatz gilt inzwischen flächendeckend 3G. Mit der Einführung des neuen Infektionsschutzgesetzes gibt es in Betrieben seit dem 24. November 2021 konsequente 3G-Vorgaben. Für die Beschäftigten bedeutet das, dass sie bei Betreten ihrer Arbeitsstätte nachweisen müssen, dass sie geimpft, genesen oder negativ auf Corona getestet sind. Das Testergebnis muss laut dem Gesetz zu Arbeitsbeginn vorliegen. Die Arbeitgeber sind wiederum verpflichtet, den Nachweis zu kontrollieren. Wenn Unternehmen dagegen verstoßen, drohen hohe Strafen. Viele Unternehmen haben bereits investiert und umfangreiche Hygienekonzepte etabliert. Mit der Verschärfung der Gesetzeslage wächst der Aufwand weiter, sowohl in monetärer Hinsicht als auch mit Blick auf die dafür erforderlichen personellen Ressourcen. Die Unternehmen, die ich berate, ziehen mit, weil sie die Maßnahmen als sinnvoll erachten und ein hohes Maß an Sicherheit für ihre Mitarbeiter/innen und Kund/innen sicherstellen möchten.
Konflikte wegen 3G am Arbeitsplatz
Obwohl die formale Umsetzung der Maßnahmen zusätzlichen Mehraufwand für die Unternehmen bedeutet, ist das nicht der Knackpunkt. Viel entscheidender sind die damit verbundenen Konflikte. Am Arbeitsplatz kommen Menschen zusammen, die in Hinblick auf die Maßnahmen und deren Wirksamkeit nicht immer einer Meinung sind. Die kontroverse gesellschaftliche Debatte spiegelt sich 1:1 in den Unternehmen wider. Bis in die Vorstandsebenen hinein wird debattiert, diskutiert und um richtig oder falsch gerungen.
Bleiben Sie menschlich!
Liebe Führungskräfte, ich weiß wie es Ihnen geht. Täglich berate ich Menschen wie Sie bei der Lösung von Konflikten und in Kommunikationsfragen. Ich weiß um die Belastungen, die mit wachsender Führungsverantwortung einhergehen und dass viele von Ihnen kurz davor sind, selbst in die Überforderung zu kommen oder es bereits sind. 3G am Arbeitsplatz umzusetzen, ist eine weitere Aufgabe, die Sie neben Ihrem operativen Tagesgeschäft nun zusätzlich bewältigen müssen. Ihre aktuelle Herausforderung besteht darin, einerseits für die Sicherheit in der Belegschaft zu sorgen und andererseits eine Ungleichbehandlung von Mitarbeiter/innen zu vermeiden. Dafür bedarf es weiterer Anstrengungen und die Umsetzung intelligenter und pragmatischer Lösungen.
Damit Ihnen den Umgang mit 3G am Arbeitsplatz etwas leichter fällt, habe ich die folgenden 13 Tipps für Sie zusammengestellt. Bei der Umsetzung wünsche ich Ihnen von Herzen viel Erfolg! Herzlichst, Ihre Andrea von Graszouw
1. Krisenstab oder Krisenteam einrichten
Die Corona-Lage hat sich in der Vergangenheit immer wieder schnell verändert. Um ad hoc reagieren zu können, haben größere Unternehmen eigens dafür einen Krisenstab eingerichtet. Doch auch kleinere Unternehmen haben Teams gebildet, die Hand in Hand arbeiten. Die Beteiligten wissen, was zu tun ist: Rechtslage prüfen, Abstimmungen mit der Belegschaftsvertretung vornehmen, Prozesse anpassen und schließlich die Kommunikation der Veränderungen in die Belegschaft. Diese Vorgehensweise hat sich in der Praxis bewährt.
2. Mitbestimmung
Die Einführung von 3G am Arbeitsplatz ist vom Gesetzgeber vorgegeben und daher grundsätzlich nicht mitbestimmungspflichtig. Die Ausgestaltung und die Umsetzung der Maßnahmen dagegen schon. Unternehmen, die über eine Belegschaftsvertretung verfügen, sollten die Mitarbeiter/innen frühzeitig in die Gestaltung der Veränderungsprozesse einbeziehen. Damit stellen Sie zwei Dinge sicher: 1. Kommen Sie Ihren Pflichten als Arbeitgeber nach und 2. Werden die Maßnahmen durch die Einbindung der Belegschaftsvertretung insgesamt besser mitgetragen.
3. Rechtzeitigkeit
Um aufkommende Unruhe in der Belegschaft zu vermeiden, ist es erforderlich, Ihre Mitarbeiter/innen frühzeitig zu informieren. Menschen lassen sich schneller auf Veränderungen ein, wenn Sie wissen, woran sie sind und was sie erwartet. Informieren Sie daher lieber einmal mehr, als zu wenig und informieren Sie auch über Zwischenschritte. Formulieren Sie die Sachverhalte sachlich und verzichten Sie auf Übersteigerungen und Superlative.
4. Informationen
Stellen Sie Ihren Mitarbeiter/innen die notwendigen Informationen leicht nachvollziehbar, gut strukturiert und schnell auffindbar zur Verfügung. Nutzen Sie dafür die bereits vorhanden Kommunikationskanäle, wie z.B. das Intranet oder bestehende E-Mail-Verteiler. Da sich die Maßnahmen in den letzten 2 Jahren immer wieder verändert haben, heben Sie zur besseren Orientierung die letzten Änderungen farblich hervor. Wenn erforderlich, denken Sie bitte auch an die Übersetzungen in weitere Sprachen.
5. Fragen in Echtzeit beantworten
Planen Sie die Veröffentlichung neuer Regelungen so, dass etwaige Fragen unverzüglich vom Support-Team beantwortet werden können. Indem Sie schnell reagieren, reduzieren Sie von vornherein Missverständnisse.
6. Offenheit für Feedback
Nehmen Sie Feedback aus der Belegschaft ernst. Nutzen Sie Rückfragen und Ergänzungen, um für mehr Klarheit im Regelwerk zu sorgen. Klären Sie Widersprüche zeitnah und falls erforderlich, unter Zuhilfenahme externer Berater/innen. Bleiben Sie in der Kommunikation wertschätzend, sachlich und beziehen Sie sich auf Fakten.
7. Ängste Ihrer Mitarbeiter/innen
Nehmen Sie die Ängste Ihrer Mitarbeiter/innen ernst. Das zunehmende Maß an unvorhergesehener Fremdbestimmung ist für viele Menschen eine psychische Belastung. Die Corona-Prävention-Maßnahmen schüren Ängste, legen Emotionen frei, führen zu Überforderung und steigender Gereiztheit. Viele Menschen beklagen Schlafstörungen. Der tägliche Arbeitsplatz wird zum Ventil, an dem sich die Emotionen dann entladen. Das macht die Zusammenarbeit vielfach zu einer Belastungsprobe. Legen Sie daher nicht jedes Wort auf die „Goldwaage“ und üben Sie sich in Gelassenheit und Freundlichkeit.
8. Eigene Ängste
Vergessen Sie bitte nicht: Auch Sie sind nur ein Mensch. Für den Fall, dass Sie eigene Ängste umtreiben, bewahren Sie die Ruhe und handeln Sie stets professionell. Spätestens, wenn Sie sich Ihrer eigenen Belastbarkeitsgrenze nähern, lassen Sie sich durch Supervision oder ähnliche Beratungsgebote unterstützen.
9. Glaubenskrieg: Impfen oder nicht Impfen
Der Glaubenskrieg um die Corona-Schutz-Impfung macht vor Ihrer Bürotür keinen Halt. Zum Thema „Impfen“ möchte ich Ihnen an dieser Stelle Zurückhaltung empfehlen. Wir alle leben in unsicheren Zeiten und werden erst rückblickend wirklich wissen, welcher Weg der bessere war. Sie als Führungskraft haben die Chance Brücken zu bauen. Bewerten Sie Andersdenkende nicht und schaffen Sie Raum für Austausch. Bieten Sie Ihren Mitarbeiter/innen z.B. ein Gespräch in einem geschützten Rahmen unter Einbeziehung von Experten an. Unterlassen Sie es, Druck auf Ihre Beschäftigten auszuüben. Druck erzeugt Gegendruck. Wer Menschen in dieser heiklen Frage unter Druck setzt, riskiert unabdingbar einen massiven und unwiederbringlichen Vertrauensverlust.
10. Psychische Belastungsprobe
2 Jahren Dauerstress führen zur Schwächung des Immunsystems und inzwischen in vielen Fällen zu psychischen Erkrankungen. Psychische Belastungen sind jedoch nach wie vor bei vielen Menschen ein mit Scham besetztes Thema. Sie sind für den Laien schwer erkennbar und zudem komplex. In dieser Situation kann eine anonymisierte psychische Belastungsanalyse Abhilfe schaffen. Die Auswertung der Analyse erzeugt ein transparentes Stimmungsbild, auf das Sie im Anschluss mit entsprechenden Maßnahmen reagieren können. Indem Sie das Thema offen ins Unternehmen kommunizieren, ermutigen Sie betroffene Mitarbeiter/innen, sich mit ihrer eigenen psychischen Gesundheit auseinanderzusetzen.
11. Coaching und Supervision
Bieten Sie Ihren Mitarbeiter/innen Hilfe an! Viele Unternehmen haben bereits erkannt, dass externe Coaches und Supervisoren als neutrale Ansprechpartner eine große Entlastung für die Führungsmannschaft sind. Im Rahmen von Coaching und Supervision haben Ihre Mitarbeiter/innen die Möglichkeit, ihren Sorgen und Ängsten Raum zu geben, ohne dass Sie Ihre Führungskräfte emotional noch stärker belasten. Ein professioneller Coach erkennt zudem besser, wo die Grenze ist, um gefährdete Mitarbeiter/innen auf weiterführende therapeutische Beratungsangebote zu verweisen.
12. Finanzieller Ausgleich
Viele Mitarbeiter/innen sind von jetzt auf gleich ins Homeoffice umgezogen. Nicht wenige von ihnen sind bis zum heutigen Tag nicht ins Büro zurückgekehrt. Doch die Arbeit von Zuhause wirkt sich spürbar auf die Nebenkosten aus. Unterstützen Sie Ihre Mitarbeiter/innen finanziell. Nutzen Sie die Möglichkeiten, die Ihnen der Gesetzgeber bietet: Die Bundesregierung hat den Zeitraum für die steuerfreie Corona-Sonderzahlung bis März 2022 erneut verlängert. Das bedeutet, dass Arbeitgeber aufgrund der Auswirkungen der Corona-Krise ihren Beschäftigten Sonderzahlungen bis zu 1.500 Euro steuerfrei in Form von Zuschüssen und Sachbezügen gewähren können. Lassen Sie sich hierzu individuell beraten.
13. Corona-Müdigkeit und sinkende Motivation
Während zu Beginn der Pandemie, im April 2020, noch das Solidaritätsgefühl überwog, stellt sich mehr und mehr eine Corona-Müdigkeit ein. Die Menschen sind zermürbt und die Toleranzgrenze ist stetig gesunken. Viele Menschen befinden sich noch immer im Home-Office. Die persönlichen Begegnungen sind weggefallen und die menschliche Nähe fehlt. Das hat zur Folge, dass die Menschen zunehmend stärker auf sich selbst bezogen sind. Die Verbundenheit zum Unternehmen schwindet. Wenn Sie hier nicht aktiv gegen steuern, führt das nach und nach zu einer weiteren Entfremdung und steigender Fluktuation. Damit Sie in Zeiten der Krise und auch in Zukunft nicht auf Ihre wertvollsten Mitarbeiter/innen verzichten müssen, lesen Sie bitte meinen Artikel 13 wertvolle Tipps für mehr Mitarbeitermotivation im Home-Office.
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