Angst am Arbeitsplatz: 5 Tipps für Führungskräfte

Angst am Arbeitsplatz- 5 Tipps für Führungskräfte
Angst am Arbeitsplatz - 5 Tipps für Führungskräfte

Angst am Arbeitsplatz - 5 Tipps für Führungskräfte

Angst am Arbeitsplatz – Was tun, wenn die Angst dominiert?

Angst am Arbeitsplatz als Folge von 2 Jahren Dauerstress

Liebe Leserinnen und Leser,

das Jahr 2021 geht zur Neige. Wir blicken zurück auf das zweite Jahr im Dauer-Krisenmodus. Ein weiteres Jahr, das den überwiegenden Teil der Menschen emotional sehr gefordert hat. Viele von ihnen haben endgültig die Grenzen ihrer emotionalen Belastbarkeit erreicht, die Nerven liegen blank. In den Konflikten, die mir in meiner täglichen Arbeit als Wirtschaftsmediatorin und Kommunikationsberaterin in den Unternehmen begegnen, geht es vielfach um die Themen Angst und Schuld.
Das ist aus 2. Gründen nicht verwunderlich:

  1. Kommen auch am Arbeitsplatz Menschen zusammen, die in Hinblick auf die Maßnahmen und deren Wirksamkeit nicht immer einer Meinung sind. Bis in die Vorstandsebenen hinein wird debattiert, diskutiert und um richtig oder falsch gerungen. Und das mit einer Härte, die in meiner Wahrnehmung alles bisher Dagewesene um Längen übertrifft.
  2. Die Belegschaft eines Unternehmens ist auch immer der Spiegel der Gesellschaft.

Management by Angst - die Angst am Arbeitsplatz dominiert

Die Angst dominiert und niemand, der sich mit Kommunikationspsychologie beschäftigt, wird sich ernsthaft darüber wundern. Während in den Unternehmen mehr und mehr und aus gutem Grund ein humanistischer Führungsstil Einzug hält, greifen die politischen Entscheidungsträger auf den autoritären Führungsstil und auf “Management by Angst” zurück.

Der autoritäre Führungsstil hat nach wie vor seine Berechtigung und kommt immer dann zur Anwendung, wenn es darum geht, schnell und entschlossen Gefahren abzuwehren. „Wenn’s brennt, bleibt wenig Zeit für lange Diskussionen. Dann geht es darum, in einer Ausnahmesituation schnell und entschlossen zu handeln. Einer befiehlt und alle ordnen sich unter. Jeder weiß, was er zu tun hat und die Maschinerie kommt rasch ins Rollen. Nicht umsonst ist dieser autoritäre Stil vorwiegend in Krisenorganisationen wie dem Militär oder der Feuerwehr anzutreffen“, wie mein Kollege Mag. Harald Schmid aus Österreich in seinem Artikel “Management by Fear – Über die Wirkung von Angststeuerung” sehr zutreffend beschreibt. „Schnell und entschlossen handeln und gleichzeitig Panik vermeiden – ein professioneller Ansatz in der Krise.“ (Quelle 1)

Das, was wir auf gesellschaftlicher Ebene erleben, ist nicht nur das Comeback des autoritären Führungsstils, sondern der gezielte Einsatz von Führung mit Angst („Management by fear). Dr. Marcus Raitner bezieht auf seiner Website „Führung erfahren“ in seinem Artikel „Die Mechanismen der Angst“ hierzu Position. „Derart offensiv mit Angst und Schrecken zu operieren, um Gehorsam zu erzwingen funktioniert nur kurzfristig.“ (Quelle 2)

Mag. Harald Schmid schreibt dazu: „Führungskräfte, die über Angst steuern, haben wenig Vertrauen in die Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter. Solche Führungskräfte meinen daher, sie müssen ihre Mitarbeiter mit Angst zu besseren Leistungen oder zu einem gewünschten Verhalten „motivieren“. Ein Trugschluss, der fatale Folgen hat. Möglicherweise wird mittels Management by Angst kurzfristig das gewünschte Ziel erreicht. Aber langfristig wird dadurch eine Kultur des Misstrauens, des mangelnden Selbstwerts und von fehlender Eigenverantwortung geschaffen.“ Quelle 3

Alles eine Frage der Schuld?

Zudem ist in der öffentlichen Debatte vielfach die Rede von Schuld. Am Anfang der Debatte waren die Kinder, die „Treiber der Pandemie“. Kinder sollten gefälligst zu Hause bleiben, oder draußen warten, derweil ihre Mütter den Wochenendeinkauf bei Edeka erledigten. Kürzlich war es der Fußballer Joshua Kimmich, der öffentlich für seine vermeintliche „Rücksichtslosigkeit“ verbal hingerichtet wurde. Doch in der Kommunikation ist „Schuld“ nie die Lösung, sondern das Problem. Begriffe wie 3G, 2G und 2Plus werfen viele Fragen auf und führen zur gesellschaftlichen Spaltung. Das gesellschaftliche Klima ist gereizt, die Stimmung aufgeheizt und viele Menschen stecken in ihrer Angst fest. Der hohe Anteil von Home-Office verstärkt zudem die soziale Isolation. All diese Einflüsse finden Eingang in die Psyche Ihrer Mitarbeiter/innen und spiegeln sich im zwischenmenschlichen Umgang am Arbeitsplatz wider.

Angst am Arbeitsplatz Andrea von Graszouw
Nelson Mandela - Ein Vorbild in Sachen Führung und Menschlichkeit

Machen Sie es besser als die Politik!

Liebe Führungskräfte, ich weiß wie es Ihnen geht. Täglich berate ich Menschen wie Sie bei der Lösung von Konflikten und in Kommunikationsfragen. Ich weiß um die Belastungen, die mit wachsender Führungsverantwortung einhergehen und dass viele von Ihnen kurz davor sind, selbst in die Überforderung zu kommen oder es schon sind. Ihre aktuelle Herausforderung besteht gerade darin, das, was an Angststeuerung und Schuldzuweisungen aus Politik und Medien ins Unternehmen schwappt, aufzufangen. Das bedeutet einerseits für die Sicherheit in der Belegschaft zu sorgen und andererseits eine Ungleichbehandlung von Mitarbeiter/innen zu vermeiden. Dafür bedarf es weiterer Anstrengungen und die Umsetzung intelligenter und pragmatischer Lösungen.

Angst am Arbeitsplatz 5 Tipps für Führungskräfe
Bleiben Sie menschlich!

Bleiben Sie menschlich!

Auch wenn, „der Impfstatus als solcher und die Tatsache geimpft, genesen oder getestet zu sein, keine nach dem AGG geschützte Eigenschaft ist“ (Quelle 5), gilt für Sie als Führungskraft nach wie vor der humanistische Führungsansatz. Das bedeutet für Sie, die Ungleichbehandlung Ihrer Mitarbeiter/innen zu vermeiden. In Ihrer Rolle als Führungskraft haben Sie die Möglichkeit und die Pflicht in positiver Weise auf die weiteren gesellschaftlichen Entwicklungen Einfluss zu nehmen. Damit Ihnen der Umgang mit Angst am Arbeitsplatz etwas leichter fällt, habe ich die folgenden 5 Tipps für Sie zusammengestellt. Bei der Umsetzung wünsche ich Ihnen von Herzen viel Erfolg und eine konfliktfreie Weihnachtszeit.

Herzlichst, Ihre Andrea von Graszouw

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1. Nehmen Sie die Ängste Ihrer Mitarbeiter/innen ernst!

Nehmen Sie die Angst am Arbeitsplatz Ihrer Mitarbeiter/innen ernst. Das zunehmende Maß an unvorhergesehener Fremdbestimmung ist für viele Menschen eine psychische Belastung. Die Corona-Prävention-Maßnahmen schüren Ängste, legen Emotionen frei, führen zu Überforderung und steigender Gereiztheit. Viele Menschen beklagen Schlafstörungen. Der tägliche Arbeitsplatz wird so zum Ventil, an dem sich die Emotionen entladen. Das macht die Zusammenarbeit vielfach zu einer Belastungsprobe. Legen Sie daher nicht jedes Wort auf die „Goldwaage“. Üben Sie sich in Gelassenheit und Freundlichkeit und bieten Sie Ihre Unterstützung an.

2. Nutzen Sie Coaching und Supervision gegen die Angst am Arbeitsplatz

Bieten Sie Ihren Mitarbeiter/innen externe Hilfe an! Viele Unternehmen haben bereits erkannt, dass externe Coaches und Supervisoren als neutrale Ansprechpartner eine große Entlastung für die Führungsmannschaft sind. Im Rahmen von Coaching und Supervision haben Ihre Mitarbeiter/innen die Möglichkeit, ihren Sorgen und Ängsten Raum zu geben, ohne dass Sie Ihre eigenen Führungskräfte oder sich selbst emotional noch stärker belasten. Ein professioneller Coach erkennt zudem besser, wo die Grenze ist, um gefährdete Mitarbeiter/innen auf weiterführende therapeutische Beratungsangebote zu verweisen.

3. Psychische Belastungsanalyse zur Angst am Arbeitsplatz

2 Jahren Dauerstress führen zur Schwächung des Immunsystems und inzwischen in vielen Fällen zu psychischen Erkrankungen. Psychische Belastungen sind jedoch nach wie vor bei vielen Menschen ein mit Scham besetztes Thema. Sie sind für den Laien schwer erkennbar und zudem komplex. In dieser Situation kann eine anonymisierte psychische Belastungsanalyse zur Angst am Arbeitsplatz in Ihrem Unternehmen ein erster Schritt sein, um Abhilfe zu schaffen. Die Auswertung der Analyse erzeugt ein transparentes Stimmungsbild, auf das Sie im Anschluss mit entsprechenden Maßnahmen reagieren können. Indem Sie das Thema offen ins Unternehmen kommunizieren, ermutigen Sie betroffene Mitarbeiter/innen zudem, sich mit ihrer eigenen psychischen Gesundheit auseinanderzusetzen.

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4. Eigene Ängste erkennen

Vergessen Sie bitte nicht: Auch Sie sind nur ein Mensch. Für den Fall, dass Sie eigene Ängste umtreiben, bewahren Sie Ruhe und handeln Sie professionell. Vermeiden Sie unbedingt, dass Ihre Mitarbeiter/innen für Sie zur Projektionsfläche werden. Werden Sie plötzlich aggressiv oder reagieren Sie überzogen? Verfallen Sie in operative Hektik oder arbeiten Sie sich an Ihren Mitarbeiter/innen ab? Vermeiden Sie den Gang ins Büro oder persönliche Begegnungen mit Ihrem Team? Wenn Sie einige dieser Fragen mit „Ja“ beantworten können, ist es Zeit, dass Sie Ihr Verhalten kritisch hinterfragen und Ihrer Angst auf den Grund gehen. Lassen Sie sich durch Supervision oder ähnliche Beratungsgebote von externen Experten unterstützen.

Angst am Arbeitsplatz Andrea von Graszouw Konfliktmanagement
Wandeln Sie Angst in Stärke um!

5. Angst in Stärke verwandeln

Mit einem entsprechenden Bewusstsein lässt sich Angst in Stärke verwandeln. So schreibt Morra Aarons-Mele bereits am 14.09.2020 in ihrem Artikel „Führen in Zeiten von Angst“: „Studien zeigen, dass ängstliche Menschen anders mit Bedrohungen umgehen, da sie verstärkt Gehirnregionen nutzen, die für Handlung zuständig sind. Im Angesicht einer Gefahr reagieren wir schnell. Und wir kommen mit unangenehmen Gefühlen besser zurecht. Wird sie umsichtig gelenkt, kann Angst uns motivieren, unseren Teams zu mehr Engagement, Produktivität und Kreativität zu verhelfen. Sie kann Hindernisse aus dem Weg räumen und neue Verbindungen knüpfen.“

Angst ist also keineswegs nutzlos. In einer Wirtschaftskrise kann uns die Angst, die uns nachts nicht schlafen lässt, zu einer Lösung verhelfen, um unsere Geschäfte am Laufen zu halten. Bleibt sie jedoch unkontrolliert, lenkt Angst uns ab, raubt uns Energie und lässt uns schlechte Entscheidungen fällen. Angst ist ein machtvoller Gegner, deshalb müssen wir sie zu unserem Verbündeten machen.“ (Quelle 5)

Quellen

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