“Die schlimmste Entscheidung ist Unentschlossenheit.” Leere Versprechungen sind der Gipfel der Unentschlossenheit.
Benjamin Franklin
In meinen Beiträgen über Future Faking und Future Faking bei Affären hast du bereits viel darüber erfahren, dass leere Versprechungen das Ziel haben, die zwischenmenschliche Beziehung zu dir aufrechtzuerhalten. Aufrechtzuerhalten in einer Weise, wie es für den anderen nützlich ist. Diese Hinhaltetaktik in Form leerer Versprechungen dient in erster Linie der Stabilisierung der diffusen Gefühlslage deines Partners. Dadurch, dass es dich in seinem Leben gibt, trägst du zu seinem Wohlbefinden bei. „Es ist einfach schön zu wissen, dass es dich gibt.“ Daran ist soweit noch nichts Verwerfliches, doch was ist eigentlich mit dir? Wie steht es in dieser Beziehung um deine Wünsche, deine Werte und deine Bedürfnisse?
Die zentrale Frage, die du dir in dieser Konstellation stellen musst, ist einfach: Bist du glücklich? Ich meine damit nicht die kurzen Momente des Glücks, in denen du gerade mit ihm zusammen bist oder wenn er es gerade wieder geschafft hat, dir über leere Versprechungen eine hoffnungsvolle Fantasie über eure glückliche Zukunft in deinen Kopf zu pflanzen. „Berliner Currywurst erst um Mitternacht auf unserer Hochzeit … also, welche Küche bevorzugst du?“ Ich frage dich: Bist du glücklich?
Wie geht es dir im Kontakt mit diesem Menschen?
Leere Versprechungen und sogenannte Liebeskrümel sind eine Strategie, um dich an diese Person zu binden. Solange du im Kopf mit ihm beschäftigt bist, wirst du dich nicht ernsthaft auf die Suche nach einem neuen Partner machen. Du fühlst dich gebunden und verpflichtet. Du würdest es sogar als Betrug an ihm empfinden, wenn du dich jetzt auf einen anderen Mann einlässt. Schließlich habt ihr ja schon gemeinsame Lebenspläne und du würdest doch nie die in Aussicht gestellte Hochzeit aufs Spiel setzen…
Mit diesen Worten werden Sätze gebildet, die allesamt hypothetischer Natur sind. „Schatz, wir könnten doch für 14 Tage auf eine einsame Hütte fahren und unsere Geschichte aufschreiben.“ Nur leider ist der gesamte Jahresurlaub schon anderweitig verplant.
Entscheidend für dich ist jedoch nur der gegenwärtige Moment. Ist dieser Mensch jetzt an deiner Seite oder ist es nicht? Viele Menschen gehen durchs Leben und sagen sich: „Wenn ich in Rente bin, dann werde ich …“. Die Wahrheit ist, dass diese Menschen mit einer Illusion von ihrer Zukunft leben. Niemand kann vorhersagen, ob er die Rente überhaupt erreicht, ob er dann noch gesund ist und das Geld dafür hat, seine alten Träume Wirklichkeit werden zu lassen.
Verstehe mich bitte an dieser Stelle nicht falsch: Wir alle neigen gelegentlich zum Träumen und Malen uns unsere zukünftige Welt bunt aus. Das ist normal. Was wäre das Leben schon ohne unsere Träume? Wenn es jedoch übermäßig häufig vorkommt und den Worten keine Taten folgen, dann ist es Zeit der Realität ins Auge zu sehen: Es besteht bei dem Mann deiner Träume kein ernsthaftes Interesse, dich näher kennenzulernen und eine verbindliche Partnerschaft mit dir einzugehen.
In meinem Artikel über Future Faking bin ich auf einige Ursachen und Beweggründe eingegangen. Falls du den Artikel noch nicht gelesen hast, verlinke ich dir hier den Artikel.
Fakt ist, diese Menschen leben ihre Träume lieber in der Fantasie aus als in der Realität. Warum auch immer. Im Grunde muss es dir egal sein. Natürlich kannst du dich jahrelang damit beschäftigen und Ursachenforschung betreiben, doch es wird die Situation nicht für dich verändern. Es ist wie es ist.
In diesem ungesunden Spiel entsteht ein Wechselbad der Gefühle. Du bist ständig hin- und hergerissen zwischen Hoffnung und Angst. Einerseits wird eurer Kontakt aufrechterhalten und deine Hoffnung mit Häppchen befeuert. „Wenn ich von der Geschäftsreise wieder da bin, dann …“ Andererseits spürst du, dass sich eure Beziehung kein Stück weiterentwickelt, obwohl er es immer wieder signalisiert. Da entsteht eine Ambivalenz, die für deine Psyche völlig verwirrend ist. Dein Gefühl sagt dir ganz klar: Da stimmt was nicht! Doch du kannst es einfach nicht gut sein lassen.
Die Ursache dafür ist, dass in deinem Körper biochemische Prozesse ablaufen. Im Wechselbad der Gefühle werden über Neurotransmitter Hormone ausgeschüttet, die eine sogenannte Liebessucht bei dir entstehen lassen. Ohne das du es willst, entsteht bei dir ein Suchtverhalten, wie es auch bei regelmäßigem Konsum von Drogen und Alkohol anzutreffen ist.
Der Paartherapeut Christian Hemschemeier beschreibt sehr anschaulich in seinem Buch „Der Liebescode: Beziehungen von morgen“ ein Experiment mit Mäusen. „Die Ursache dafür liegt u.a. in der Lernpsychologie. Wenn Mäuse auf eine Taste drücken müssen, um Essen zu bekommen, lernen sie dieses Verhalten sehr schnell und nehmen sich, was sie brauchen. Wenn Futter nicht mehr angeboten wird, lassen sie die Taste in Ruhe. Wenn aber völlig unvorhersehbar und manchmal, und eher selten, Futter ausgelegt wird, sind die Mäuse regelrecht besessen vom Drücken der Taste und machen praktisch nichts anderes mehr.“ Die armen Mäuse drehen also völlig durch. Für dich bedeutet es, dass du durch das instabile und ambivalente Verhalten deines Partners, mit der Zeit zutiefst verunsicherst bist. Du beschäftigst dich permanent gedanklich mit deinem Partner, erlebst ein extrem schmerzliches Vermissen, stellst deine Bedürfnisse immer weiter zurück und kommst an den Punkt, wo du den Sinn deines Lebens komplett infrage stellst.
In schwerwiegenden Fällen wirst du ohne therapeutische Hilfe nicht auskommen. Dass du in diese ungesunde Beziehungsdynamik geraten bist, hat auch mit dir zu tun.
Ein Partner im Außen dient dir immer nur als Spiegel. Der Mensch, mit dem wir in Resonanz gehen, passt in gewisser Weise zu uns. Auch er trägt ein Päckchen mit sich rum, was zu unserer eigenen Lebensgeschichte passt. Alte Muster aus der Kindheit, eine unbewusste Angst vor zu großer Nähe, ein Mangel an Liebe als du noch ein Kind warst und ein mangelndes Selbstbewusstsein, können eine Ursache sein.
Deine wichtigste Aufgabe ist jetzt deinen eigenen Wert zu erkennen, ihn wieder zu fühlen und dann für deine Wertvorstellungen einzustehen.
Erst wenn du deinen eigenen Wert erkannt und deine Wertvorstellungen definiert hast, wirst du diese ungesunde Dynamik verlassen können. Du wirst dir ein Leben schaffen, dass an deinen eigenen Bedürfnissen und Wünschen ausgerichtet ist. In der Konsequenz wird es zukünftig in deinem Leben nur noch Raum für Menschen geben, die deine Wertvorstellungen teilen und die dir respektvoll, wertschätzend und auf Augenhöhe begegnen. Eines Tages wirst du befreit zurückblicken und dich fragen: Wie konnte ich das nur so lange geschehen lassen? Leere Versprechungen sind dann ein für allemal Geschichte.
Herzlichst, Deine Andrea
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Fotonachweise: Yuris Alhumaydy Giuseppe Martini